St. Laurentius Pfadfinder Süderhastedt



St. Laurentius Pfadfinder Süderhastedt
Fief Dörper: Eggstedt + Frestedt + Großenrade + Hochdonn + Süderhastedt =
Eine Kirchengemeinde = Ein Pfadfinderstamm!

Pfadfinder? Jugendarbeit in der Kirche? Was bringt es meinem Kind?

Die Angebote der Kirchengemeinde Süderhastedt decken ein großes Altersspektrum ab. Bereits in unserem evangelischen Kindergarten geht es los, im Kindergottesdienst sind die jüngsten 3 Jahre alt (mit Mutter dabei) und die Ältesten 10, maximal 12 Jahre. Bei den Jungbläsern bieten wir Musikunterricht auch schon für Kinder ab dem Grundschulalter. Bei den Pfadfindern geht es ab der ersten Klasse los und Mitarbeiter –sie sind auch Pfadfinder!- können dann 18 Jahre und älter sein. Die Altersspanne ist weit. Jedes Kind, jeder Jugendlicher braucht etwas für seine Entwicklung, für seine/ihre Reife. Was machen denn diese Angebote mit ihrem Kind? Im Folgenden habe ich versucht das für sie transparent zu machen:

Der Große beschützt den Kleinen ! -Wie sich Kinder gegenseitig erziehen

In jedem Alter ist für die Kinder etwas anderes dran. Im Kindergottesdienst etwa, ist es für die Vorschulkinder schon ein Abenteuer das Haus zu verlassen und in einem anderen Umfeld als gewohnt Dinge zu erleben und zu entdecken. Die Kinder fügen sich hier in eine Gruppe ein, in der es auch viel ältere Kinder gibt. Sie merken: Geschichte und Spiele, da geht es um etwas und ich kann nicht machen was ich will. Besonders die älteren Kinder weisen die Kleinen schon mal darauf hin: hey ruhig sein, mitmachen! Der Große erzieht den Kleinen. Der Große lernt aber auch: wenn wir Spaß haben wollen, dann muß Raum für das Programm sein. Sie erleben an einem kleinen „Störenfried“ was es für die Gruppe bedeutet, wenn jemand aus der Reihe tanzt. Das prägt sie selber und lässt sie das eigene Verhalten überdenken. Bei den Pfadfindern haben wir das Prinzip „Der Große beschützt den Kleinen“. Die Großen übernehmen zumindest zeitweise Verantwortung für die Jüngeren. Egal ob es ein 15 jähriger ist, der auf den 13 jährigen achtgibt, oder ein 13 jähriger der den 6-jährigen an die Hand nimmt. Das sind Phänomene die normalerweise ganz natürlich in einer Großfamilie ablaufen und Kinder reifen lassen. Aber wer hat schon viele Geschwister heutzutage? Kirchliche Jugendarbeit kann aushelfen.

Wie kann das gehen mit meinem Kind auf einem Pfadfindersommerlager? –Selbständigkeit und Achtsamkeit

Auf unserem diesjährigen Sommerlager ist mein Sohn, der gerade erst 7 Jahre alt geworden war, mitgekommen. Zeltlager an der Mecklenburger Seenplatte. Hundert Leute, Kanutouren, ein Starkregenfall der nach monatelanger Dürre auf harte Erde traf und die Zelte und Kanus voll laufen ließ, ein Essen für alle (anstatt Extrawurst zuhause), selbstständig auf Teller und Essbesteck achten und abwaschen, schlafen im Schlafsack in ungewohnter Umgebung usw. Ich selber hatte Bedenken wie er das wohl wegstecken würde.

Es ging erstaunlich gut! Wir spielten anfangs ein Kennenlernspiel mit dem ganzen Lager, bei dem sich hundert Leute dem Alter nach nebeneinander setzen mussten. Mein Sohn war der Jüngste. Er saß ganz außen. Die geübten Pfadfinder sahen gleich, um wen sie sich kümmern mussten. In den Zeltgemeinschaften gibt es auch feste Zuteilungen, Ältere fragen nach, ob die Jüngeren sich nach Zecken absuchen, duschen gehen und die Unterwäsche wechseln. Sie bringen das Kind zum Leiter wenn es Tränen gibt usw. Meinem Sohn ging es sehr gut auf dem Lager und ich habe ihn kaum zu Gesicht bekommen! Ein wichtiger Schritt zur Unabhängigkeit und Selbständigkeit für einen kleinen Steppke! Schön war es auch, dass er einmal von Anderen zuhören bekam, dass er seine Sachen aufzuräumen hatte, dass er essen muß was es gibt, und dass er zum Abwasch gehen muß.

Die Kinder lernen bei uns durch Aktion –Freude und Selbstvertrauen!

Es ist prägend, wenn sich ein Kind von Älteren, zu denen es aufschaut, Verhaltensweisen abschaut. Das ist Pfadfinderpädagogik! Ein weiterer Aspekt der Pfadfinderpädagogik ist es, dass wir den Kindern bewusst Dinge zutrauen, die sie stark fordern. Zum Beispiel der Umgang mit Werkzeugen, die Übernachtung im Zelt usw. An den Herausforderungen wachsen die Kinder. Besonders die Kinder, die Probleme mit dem theoretischen Lernen in der Schule haben, kommen bei uns auf ihre Kosten. Das Selbstvertrauen wird gestärkt, wenn die Kinder merken, dass sie auch etwas gut können und ein Ergebnis sehen. Das ist sehr gesund für die Psyche der Kinder.

Gott und die biblischen Geschichten –Christliche Werte und Zuversicht!

Den Pfad für das Leben finden –so nennen wir es bei den Pfadfindern. Schon früh weisen wir die Kinder darauf hin: dein Leben liegt in Gottes Hand! Durch die Taufe hat Gott versprochen für dich da zu sein! Du bist nicht alleine in dieser Welt! Erziehungswissenschaftler sprechen viel von Bindung und dem Urvertrauen als wichtigste Starthilfe für das Leben. Im Kindergottesdienst, aber auch bei den Pfadfindern ist das ein Thema. Ich weiß wo ich herkomme. Ich weiß zu wem ich gehöre. Ich weiß, dass da jemand ist, der diese Welt in seinen Händen hält und an den ich mich wenden kann. Für die Kinder gibt diese Bindung und dieses Wissen einen großen Halt für ihr Leben! Natürlich sind auch christliche Werte wie Nächstenliebe, Vergebung, Gebote und Maßhalten ein Thema. Transportiert werden diese Werte durch das am besten verständliche Medium für Kinder und Jugendliche: Geschichten. Wenn diese dann in der Gruppe bei Kerzenschein im Kindergottesdienst, oder bei den Pfadfindern am Lagerfeuer gehört werden, ist es ein besonderes Erlebnis und gar nicht langweilig.

Spiele –Sozialverhalten, Freude, Bewegung

Gruppenspiele sind eine wichtige Säule unserer Jugendarbeit. Viele wissen nicht, dass wir auch im Kindergottesdienst spielen. Z.B. wird dabei eine Geschichte vertieft oder nacherlebt. Spiele sind kein bloßer Zeitvertrieb. Sie dienen dazu Ehrgeiz zu wecken, mit Niederlagen umzugehen, das Sozialverhalten zu fördern und sich als Gruppe zu finden. Auch die Bewegung und Motorik wird dabei gefördert. Die Pfadfinder machen z.B. viele Geländespiele im Wald und haben eine eigene Sportart: Scoutball –dem Rugby, ähnlich aber weniger körperlich. Es tut zu gut sehen welche Freude die Kinder an den Spielen haben und wie sie sich aktivieren lassen.

Waldpädagogik –ADHS, Arbeitsgedächtnis, Kreativität, ...

Bei den Pfadfindern findet Waldpädagogik statt. Wir halten uns im Wald auf und beschäftigen uns neben anderen Dingen mit der Natur. Zahlreiche Untersuchungen haben den Wert der Waldpädagogik aufgezeigt. So fördert Schnitzen die Konzentration. Die Kinder machen bei uns den Messerschein und lernen verantwortungsvoll mit diesem Werkzeug umzugehen. In einer spanischen Studie des Forschungszentrums für Umweltepidemiologie in Barcelona (CREAL) wurden die Auswirkungen von Grünflächen und frischer Waldluft auf die Entwicklung der Kinder untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass Arbeitsgedächtnis und Aufmerksamkeit der Kinder um mindestens 20 Prozent steigen, wenn sie sich regelmäßig in der Natur aufhalten. Auch Neugier, Kreativität, Motorik und die geistige Entwicklung insgesamt, werden durch Spaß und Spiel im Wald gefördert. Auf Kinder mit ADHS wirkt der Wald wie eine Medizin. Es wurde beobachtet, dass Kinder mit ADHS sich sehr gut auf Aktivitäten im Wald –wie etwa das schnitzen- konzentrieren können. Die Kirchengemeinde stellt den Kindern und Jugendlichen ein wunderschönes Waldstück mit Biotop zur Verfügung und unterstützt die Pfadfinder mit allem was sie brauchen!

Kameradschaft versus -Mobbing und Einsamkeit

Kameradschaft ist ein fast vergessenes Wort. Nicht alle werden in einer Gruppe Freunde. Das ist nicht möglich. Wir bringen den Kindern aber bei, was es heißt Kameraden zu haben. Bei den Pfadfindern wird ein Kind durch das Pfadfinderversprechen und die Verleihung von Tuch und Hemd in den Stamm aufgenommen. Die Zugehörigkeit ist klar. Aufeinander muß Verlass sein. Gemeinsam machen wir Dinge wie Zeltlager möglich und dafür wird jeder gebraucht! Platz für Mobbing und Streitereien ist da nicht. Die Kinder hören natürlich nicht automatisch auf sich zu streiten nur weil sie Pfadfinder sind. Aber sie lernen was sie am anderen haben und den anderen zu achten. Ähnlich ist es im Kindergottesdienst. Wir bieten ein geschütztes Umfeld mit Ritualen und einer Mitmachliturgie, mit gemeinsamen Essen, Basteleien, Spielen, Sternsingen und Ausflügen. Mit Geschichten, Gebeten und Liedern. Die Kinder gehören als Gruppe zusammen und freuen sich einander zu sehen. Aus Kameradschaft wird oftmals dann doch Freundschaft, die aus Einsamkeit heraushilft.

Mitarbeiterschulungen –Sozialkompetenz und Selbstvertrauen wird gefördert!

Die Wenigsten wissen davon: Unsere Kirche bildet Jugendliche aus! Bei den Pfadfindern beginnt es ab 12 Jahren mit den Helferkursen. Ab der Konfirmation bietet der Kirchenkreis mit der Teamerschulung eine richtige Mitarbeiterschulung an. Ab 16 Jahren können sie dann die Jugendleiterkarte machen. Eine Woche lang Schulung in den Herbstferien und sie sind staatlich anerkannte Jugendleiter, die ohne Erwachsene eine Jugendgruppe leiten dürfen! Themen in den Schulungen sind unter anderem: Nähe und Distanz, Gruppendynamik, Kleingruppenarbeit, Sprechen und Auftreten vor Gruppen, Spiele anleiten, Andachten gestalten, der große Erste Hilfekurs usw. Als Zertifikat gibt es eine Urkunde auf der sämtliche Module aufgelistet sind und eine Karte als Ausweis. Die Urkunde macht sich sehr gut in einer Bewerbungsmappe. Wir schreiben auch gerne eine Referenz dazu.

Kostenlos aber nicht Wertlos!

Unsere Angebote sind nicht ohne Kosten aber dank des Einsatzes der Kirchengemeinde für sie kostenlos! Sieht man von Pfadfinderhemd und Teilnahmegebühren für Zeltlager einmal ab. Leider denken manche Leute, dass ein Angebot für dass sie nichts zahlen, dann hinten anstehen kann. Eine Teilnahme am Fußballtraining kostet Geld. Fällt Jugendangebot und Training zusammen, dann steht die Jugendarbeit schnell hinten an. Für die Kinder ist es dann frustrierend, wenn sie merken, dass Kameraden fehlen, weil etwas anderes wichtiger war.

Vielleicht sind sie neugierig geworden? Wir freuen uns über jedes Kind, jeden Jugendlichen! Herzlich willkommen!

Johannes Freimann, Gemeindepädagoge